Quelle: Bahnfahren in Bayern wird teurer und besser
Pendler stehen … mehr, steht in der Online-Ausgabe der Tageszeitung Passauer Neue Presse (PNP). Klingt seltsam? Und ob! Falsch ist es obendrein.
Falsch 1: Ich habe mich verlesen. Der Satz lautet komplett: „… Pendler stehen … mehr Sitzplätze zur Verfügung.“ Also eine Verbesserung für die Pendler.
Falsch 2: Pendler stehen … mehr. Dieser Satzanfang lenkt meine Erwartung in Richtung: „Welchen Blödsinn leistet sich die Bahn jetzt schon wieder?“ Ich kann gar nicht anders! Das Subjekt Pendler und das Prädikat stehen gestatten keinen Spielraum der Interpretation. Erst am Ende des Satzes entschlüsselt sich der Sinn, erst jetzt ahnt der Leser die Botschaft: Mehr Sitzplätze stehen zur Verfügung. Doch es bleibt ein ungutes Gefühl, ein Grummeln im Hirn. Die Ursache: eine falsche Grammatik.
Falsch 3: Die falsche Grammatik. Wem stehen die Sitzplätze zur Verfügung? Richtig: den Pendlern! Statt Pendler muss es also heißen: Pendlern.
Fazit
- Ein fehlender Buchstabe konterkariert die Aussage des Satzes, wirft sie über den Haufen.
- Ein zumindest ungeschickter Satzbau erschwert das Verstehen.
- Wer so schreibt, hat anderes im Visier als seine Leser. Wer so schreibt, der liebt seine Leser nicht und sollte überhaupt nicht schreiben. Nicht einmal über Presseverlautbarungen der Bahn und erst recht nicht in einer Zeitung.
Geht es auch besser?
- Besser 1: Aber Pendlern stehen mehr Sitzplätze zur Verfügung in den neuen IC-Verbindungen zwischen München und Stuttgart.
- Besser 2: Für Pendler wird es mehr Sitzplätze geben in den neuen IC-Verbindungen zwischen München und Stuttgart.
- Besser 3: Die neuen IC-Verbindungen zwischen München und Stuttgart erhalten mehr Sitzplätze.
Zunehmend kürzer, zunehmend leichter und rascher zu verstehen. Das ist doch schon mal was.
Warum aber leichter und rascher? Weil der Ursprungssatz Fragen erzwingt und noch mehr Rätsel gibt:
- Gilt das zusätzliche Platzangebot nur für Pendler, nicht aber für andere Reisende?
- Warum beginnt der Satz mit Aber? (Wenn ich den vorhergehenden Satz lese, auf den Aber sich bezieht, stelle ich fest: Die beiden Sätze haben nichts miteinander zu tun.)
Nochmal: Wer so schreibt, wer seine Leser nicht liebt, sollte nicht schreiben.