Screenshot aufgenommen am 12. Februar 2025 um 18:37 Uhr

Der tägliche Mist. Heute: ZEIT online und Elon Musks Sohn

Crazy

Alles ist möglich, alles ist denkbar: ein Papst, der gegen Krieg auf die Straße geht, genauso wie ein Vorstand, weiblich, der (die?) fünf Kinder und ein DAX-notiertes Unternehmen großzieht, während der Herr Gemahl das Bukett auswählt fürs Geschäftsessen @home und nebenbei die Jagd auf Enten organisiert fürs Wochenende, zu dem Mutter DAX hatte einladen müssen.

Ach, du lieber Biber!

Wir könnten also vertraut sein mit allen möglichen und (sic!) denkbaren Abstrusitäten. Die Welt, sie ist bunt, und was einem tschechischen Biber recht ist, darf einen südafrikanischen Dagobert Duck erst recht nicht anfechten: Beide tun, wozu sie Lust haben. Der Biber etwa aus der Nähe von bei Prag baut einen Staudamm in einem Naturschutzgebiet. Den, eigentlich, hatten tschechische Ingenieure in die Landschaft stellen wollen, doch Umweltamt, Bürgerinitiativen und Bürokratie verhakten sich. Dem Biber ging das alles zu langsam voran, in einer Nacht-und-Nebel-Aktion staute er das Gewässer. Und siehe da: Ein Staudamm wuchs. »Perfekt«, sagten die Ingenieure, »Millionen gespart.« Womit wir wieder bei Dagobert Duck wären, dem Südafrikaner.

Oh, du mein Elon

ZEIT online (Notiz an mich selbst: in Zukunft ZEIT nur noch »Zeit« schreiben – man muss sie nicht unnötig versal aufwerten), Zeit online also lässt einen Redakteur auf Elon Musks Biografie los. Wir dürfen vermuten, in nebliger Absicht, hat man doch ihm, Musk, gegenüber bisher überwiegend Idiosynkrasie versprüht im Verlag. Schau’n wir mal.

Musk hat PayPal auf die Rennbahn geschickt und Tesla ins Leben gerufen, jenes Unternehmen, das weltweit die meisten rein elektrisch betriebenen Elektromobile verkauft. Musk versorgt die Ukraine mit seinen Starlink-Satelliten; Musk treibt das Programm voran »Man on the Mars«, Musk wirbelt bei ChatGPT den Staub auf, er ist Mitgründer von Open AI, dem Unternehmen hinter ChatGPT, der 1971 geborene Musk hat den Algorithmus von X offengelegt und verficht dieses gallertige Wesen der Meinungsfreiheit – top of the pops!

Und nun das: Musk nimmt seinen heute Vierjährigen mit ins Unternehmen und, ja glaubst du’s denn, sogar zu Opa Donald ins Oval Office. Das erregt den Redakteur, und bereits im Teaser zum Artikel gehen ihm die Gäule durch.

Und nun der Mist um Musk

Sie haben’s vielleicht gemerkt, ich mag die Biografie von Musk, weswegen ich möglicherweise ganz und gar nicht unvoreingenommen bin – eine der Melodien meines Lebens. Ich betrachte und stelle mich auf die andere Seite (auch gegen die eigene Überzeugung), ich sympathisiere mit den Schwachen und denen, die an Fundamenten rütteln und sich nicht zufrieden geben wollen mit dem Status quo.

»Elon Musk bringt seinen Vierjährigen gern zu Terminen mit«, schreibt der Redakteur. Woher weiß er, dass Musk das »gern« tut? Wenn er »häufig« meint, dann soll er das schreiben.

Satz 2, der Autor transponiert vom Individuellen ins Allgemeine: »Warum glauben Väter nur, ihre Kinder seien auf der Arbeit ein Gewinn für andere?«

Pars pro toto, eine uralte Regel, die auch Wolf Schneider seinen Schülern ans Herz gelegt hat: Schreibe nicht »das Federvieh« – schreibe »die Henne«. Also mal ehrlich: Glauben Väter das?

Der tägliche Mist: reine Stimmungsmache

Ich für meinen Teil glaube nicht, dass dem so ist: dass Väter glaubten, Kinder auf der Arbeit seien ein Gewinn für andere … nein, hier macht der Redakteur Stimmung gegen Musk. Ad personam, wie das bei jenen ohne kleinem Latinum so heißt.

Und damit passt er ins Konzept der Zeit, also der Zeitung. (Notiz an mich selbst: Vielleicht sollte ich doch bei den Versalien bleiben, es ließen sich Doppeldeutigkeiten vermeiden.)

Wir Leser bekommen kein launiges Stück über ein Phänomen (Väter – Kind – Arbeit), wir bekommen ein Pamphlet ohne Kennzeichnung. 

Und das ist der tägliche Mist: Es werden Meinungen aufgetischt im Gewand einer Ernsthaftigkeit.

»Der spinnt doch, der Musk«, lautet das gängige Urteil, womit sie nicht weit entfernt von der Wahrheit liegen, die Geiferer, die Spötter, denn Musk ist Autist, er hat das Asperger-Syndrom, da ist »Spinnerei« Alltag. 

Nachtrag

Für jene, die keine Zeit fanden oder Lust haben (was verständlich ist), die 800 Seiten der Musk-Biografie zu lesen, noch ein Zitat. 

Allen, die ich irgendwie beleidigt habe, möchte ich schlicht sagen: Ich habe Elektrofahrzeuge neu erfunden und werde Leute mit einem Raumschiff auf den Mars schicken. Habt ihr gedacht, ich könnte noch dazu ein gechillter, normaler Typ sein?

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