Das Folgende war zu finden in einer Filmbesprechung auf dem nicht mehr existierenden Portal suite101.de:
„Die Bilder von Regisseur Tony Scott erschlagen den Zuschauer und saugen ihn auf wie ein Blatt Papier, das durch den Sog der U-Bahn-Winde gewirbelt wird …“
Das nächste stand am 3. Februar 2010 in meiner Lieblingsbelustigungsleküre, in der ‚Passauer Woche‘ (PaWo). Jungredakteur Martin Reitmeier zitiert darin Christiane Kickum von ‚City Marketing Passau‘:
„Wir wissen, dass er uns gerne mal Prügel zwischen die Beine wirft. Solange es nicht unter der Gürtellinie ist, habe ich kein Problem damit.“
Schiefe Sprachbilder
Beide Zitate demonstrieren den gedankenlosen Umgang mit Sprachbildern. Im ersten Beispiel geht dem Autor der Gaul durch: Erst erschlagen einen die Bilder des Films (bumpff!), dann saugen sie einen auf (hüitt!). Die Position der Wörter, ihre Satzstellung, hilft auch nicht weiter. Im Gegenteil: sie verwirrt! Wie kann ein Papier aufsaugen, das durch den Sog der U-Bahn-Winde gewirbelt wird? Nein, gemeint ist wohl zweierlei. Erstens saugen die Bilder den (zu diesem Zeitpunkt bereits toten) Zuschauer auf. Das geschieht, zweitens, auf eine Art, wie es auch dem Papierfetzen widerfährt, wenn der Sog der U-Bahn ihn erfasst.
Ein Vorschlag, der mehr Klarheit in das hineinbringt, was im Film geschieht:
„Der Zuschauer fühlt sich erschlagen von den Bildern des Regisseurs Tony Scott. Wie ein Blatt Papier im Sog der U-Bahn wird er hin und her geworfen zwischen den Sequenzen, wirbelt er zwischen den Schauplätzen des Thrillers.“
So etwas in der Art. Wobei das mit dem Blatt Papier, nun ja, reichlich bemüht wirkt.
Knüppel unterm Sack
Will man jemandem eine Sache schwer machen, so kann man ihm Steine in den Weg legen oder eben Prügel zwischen die Beine werfen. Und wo, wenn nicht unterhalb der Gürtellinie, sind diese Beine angesiedelt? Genau! Was Frau Kickum also tatsächlich sagt, ist: Sie hat sehr wohl Probleme mit dem Herrn, der ihr Prügel in den Weg legt – oder wie das heißt.
Also, Leute, aufgepasst, wenn ihr Bilder nutzt: Die können auch schief hängen.
Bis bald – und eine schöne Zeit.