Manches Buch enthält Rätsel, die der Lektor übersieht.

Darauf achtet der Lektor. Rätsel 2

In der vergangenen Woche ging es um wackelige Stühle, die der Lektor hat durchgehen lassen. Im heutigen Rätsel möchte ich von euch wissen, welchen Schnitzer der Lektor dieses Mal übersehen hat.

Wie immer: Schickt mir eure Lösung per Mail oder auf Facebook – leider ist die Kommentarfunktion dieses Themes immer noch deaktiviert. Wer’s richtig rät, erhält ein kostenloses Lektorat für einen Text im Umfang einer Normseite (gilt für die fünfzehn ersten richtigen Einsendungen). Und los!

Wienerwald
Uzi Navot verbrachte einen ereignislosen Abend mit Bella in ihrem Haus in dem Tel Aviver Vorort Petah Tikva und ging frühmorgens – nachdem er fluchend um drei Uhr aufgestanden war – an Bord des El-Al-Flugs um 5.10 Uhr nach Warschau, der im Dienst liebevoll als Polish Express bekannt war. In seiner Reisetasche hatte er zwei Garnituren Kleidung und drei verschiedene Identitäten. Seine Sitznachbarin, eine 33-jährige Frau aus Obergaliläa, erkannte ihn nicht. Navot war zunächst erleichtert, aber dann tief gekränkt, als er seine Empfindungen genau analysierte. Er hatte den Dienst sechs Jahre lang tadellos geleitet – und jetzt war er schon vergessen. Mit der Tatsache, dass er nur als Platzhalter, der den Sitz für den Auserwählten warm gehalten hatte, in Erinnerung bleiben würde, hatte er sich längst abgefunden. Er war eine Randnotiz.

Aber im Grund seines Wesens war er auch ein guter Spion. Gewiss keine Actiongestalt wie Gabriel, aber Navot war ein wirklicher Spion, ein Anwerber und Führer von Agenten, ein Sammler von Geheimnissen anderer. Vor seinem bürokratischen Aufstieg am King Saul Boulevard war vor allem Westeuropa sein Schlachtfeld gewesen. Mit Mehrsprachigkeit, seinem fatalistischen Charme und reichlich Geld aus Tel Aviv hatte er ein weitgespanntes Agentennetz in Terrororganisationen, Botschaften, Außenministerien und Sicherheitsdiensten aufgebaut. Einer seiner alten Agenten war Werner Schwarz. Navot rief ihn an diesem Abend aus seinem Prager Hotelzimmer an. Werner klang, als habe er einen über den Durst getrunken. Werner trank gern viel. Er war unglücklich verheiratet. Der Alkohol war sein Anästhetikum.

aus: »Der russische Spion« von Daniel Silva

So leid es mir tut, aber diese Rätselrunde ist beendet. Hier geht’s zur Auflösung –> Klick!

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