»Konjunkturelle Schwächephase« hat er formuliert, der Texter einer Münchner Agentur, und man glaubt zu wissen, was er meint; hunderte Male schon hat man es so oder so ähnlich im Wirtschaftsteil der Zeitungen gelesen.
Doch hat der Texter auch wirklich geschrieben, was er gemeint hat? Mal schauen.
Vorsicht beim Gebrauch von Adjektiven
Adjektive dienen der Unterscheidung oder der näheren Beschreibung: Wie ist der Hut? Grün! Wie aber ist man, wenn man »konjunkturell« ist?
Komposita, also aus mehreren Teilen bestehende Hauptwörter wie die »Schwächephase«, sind heimtückisch. Eilt ihnen ein Adjektiv voraus, bezieht sich das immer(!) auf den zweiten Wortteil: Wenn ich in einen Hundehaufen trete, dann ist der Haufen eklig, nicht der Hund; und wenn ich mir einen laminierten Kunstdruck an die Wand hänge, ist nicht die Kunst, sondern der Druck versiegelt.
Wenn also im Beispiel etwas »konjunkturell« ist, dann die Phase, nicht die Schwäche. Hier ist der Bezug falsch!
Doch auch die Bedeutung der Phrase läuft ins Leere, denn es gibt keine konjunkturelle Phase. Das Wort »Konjunktur« bezeichnet seinen Zeitabschnitt gleich mit. Eine Konjunktur bezieht sich immer auf einen Zeitabschnitt – ergo eine Phase! Eine »konjunkturelle Phase« ist also, sorry, Schwachsinn. Der Texter hat seinen Rachen eingespeichelt und Silbentröpfchen über die Reihen seiner Leser ergossen.
Schwallen statt sparen
Versuchen wir es von einer anderen Richtung: Gibt es wenigstens eine konjunkturelle Schwäche? Kann die Schwäche irgendwie »konjunkturell« sein? Das seltsame Grummeln im Magen, das sich einstellt, zeigt, dass wir auch so nicht weiterkommen. Gerade noch akzeptabel scheint die Schwäche, die konjunkturell bedingt ist.
Vom Wortungetüm »konjunkturelle Schwächephase« (neun Silben) bleibt somit übrig die »schwache Konjunktur« (fünf Silben). Womit alles gesagt worden wäre. Nur eben nicht doppelt so lang und so gestelzt.
Vorsicht beim Gebrauch von Adjektiven und:
Viel Spaß – und eine gute Zeit!